Miami, CGSC und Key Biscayne

Hinter dem Kanal war der Wind noch ziemlich stark und nach ein paar Stunden fuhren wir in den Golfstrom hinein. Ich hatte ein bißchen Angst vor diesem Strom, der sehr schnell südlich der Florida Keys von West nach Ost fließt und dann in der Straße von Florida nach öinks nach Norden abbiegt und entlang der Küste zwischen den USA und den Bahamas weiterverläuft. Ich hatte viel über die Wellen, die sich hier aufbauen gelesen und gehört und, daß man auf jeden Fall eine Situation vermeiden sollte, in der Wind gegen die Strömung steht. Naja, für den Teil der Fahrt wo der Strom nach Osten fließt, war das nun leider nicht zu vermeiden. Südöstliche Winde waren einfach nicht in Sicht und so mußten wir gegen östliche Winde und rauhe Wellen ankreuzen. Amy und ich wurden regelrecht verkloppt. Zwei große Wellen stiegen ins Cockpit ein und gingen gleich weiter, den Niedergang hinunter und fluteten den Salon. Ich pumpte das Wasser ab und versuchte soviel trocken zu legen wie möglich. Das Wasser im Strom ist sehr warm und extrem salzig. Überall wo das Wasser war, blieb danach eine fette weiße Kruste. Zum Glück dauerte das Ganze nur eine Nacht an. Danach ließ der Wind nach und wir bogen nach Norden ab und die Wellen wurden sofort kleiner.

Miami

Ich beobachtete, daß Wasser auch durch die Verschraubung der Handläufe an Deck nach unten kam. Anscheinend hatte die Dichtung aufgegeben. Noch eine Projekt für die ToDo Liste. In der nächsten Nacht war die Welle fast völlig verschwunden, aber der Wind kam leider aus der falschen Richtung. Ich war müde und wollte gerne endlich ankommen, aber früh morgens waren wir noch nicht so viel weitergekommen. Durch einen der Kanäle, die eine Einfahrt vom Meer in die Biscayne Bucht erlauben, fuhren wir an Key Biscayne vorbei. Nachdem wir die Bucht überquert hatten funkte ich den Coconut Grove Sailing Club (CGSC) an um nach einer freien Gästemooring zu fragen. Es war eine frei und gegen 1300 war ich an der Boje fest und nachdem ich twas aufgeräumt und die nassen Sachen zum trocknen nach draußen gebracht hatte, versuchte ich über die CBP (Customs and Border Protection) App einzuklarieren. Die Antwort kam ziemlich schnell. Da ich aus Kuba gekommen war, mußte ich im CBP Büro im Port of Miami persönlich zu einem Interview vorbeikommen. Ich rief per Funk das Wassertaxi (hier sind Dinghies nicht erlaubt und das Wassertaxi ist umsonst). Wir holten noch einen anderen Segler ab, der uns erzählte, daß seine Patentochter heiratet und ihm mit der Planung auf die Nerven ging und daß er damit nichts zu tun haben wollte und daß es nichts Schlimmeres gibt, als junge Frauen, die heiraten, oder? Eric, der Fahrer des Wassertaxis, sagte trocken… “ vielleicht hat sie einfach den falschen Paten ausgesucht”. Ich mußte lachen.

Ich brauchte gute zwei Stunden um in der Nachmittagshitze mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum CBP zu kommen. Jedes Mal wenn ich fragte, wo der nächste Bus hielt oder wo die Bahnstation sei bekam ich zur Antwort: “sorry, no inglés” und ich mußte meine Frage auf Spanisch wiederholen. Ich war sehr müde und hatte auch Angst vor dem Ausgang des Interviews. Würden die mich wieder wegschicken, weil ich aus Kuba kam?
Port of Miami ist ein gigantischer Hafen für Kreuzfahrtschiffe auf der einen und Handelsschiffe auf der anderen Seite. Ich lief auf einer schier endlosen riesigen Straße in der Sonne auf der Suche nach dem CBP Büro als ein Hafenarbeiter in einem Auto vorbeikam und mich fragte, ob ich mitfahren wollte. Ja bitte, vielen Dank und machte es was aus, wenn ich mich nicht anschnallte, denn ich bekam den Gurt nicht aus der Ecke. Statt einer Antwort fragte er mich, ob mir klar sei, daß wir gerade eine riesige Einbahnstraße in die falsche Richtung hinunterrasten 🙂
Im Büro waren zwei CBP officers. Wir unterhielten uns ein bißchen. Sie waren höflich und freundlich. Die ganze Sache dauerte kaum zehn Minuten, dann: “Welcome to the United States, Captain”. Meine ganze Müdigkeit war verschwunden und ich schwebte auf Wolken zurück. Ich beschloß sogar, zu Fuß nach Downtown zurückzulaufen, um dort noch ein bißchen Sightseeing zu machen.

Zurück in Coconut Grove stellte ich fest, daß überall auf der Straße die vorherrschende Sprache Spanisch war. Ich ging bei “Pollo Tropical” was Essen und mußte auf Spanisch bestellen. Es gab Pollo Asado (Broiler) mit gebratenem Reis, Bohnen und Tostones (herzhafte Bananenchips).
Die nächsten Tage verbrachte ich mit Einkaufen und füllte so meine Vorräte wieder auf für die nächsten Wochen. Ich machte meine Wäsche in einem kubanischen Waschsalon wo keiner englisch sprach. Ich hatte mir Miami viel rauer vorgestellt, aber hier waren alle höflich und freundlich. Ich mochte dieses Coconut Grove. Im Hardware Store gab es eine große Popcornmaschine wo man sich umsonst bedienen konnte. Die Supermärkte waren riesig und hatten alles, was man sich erträumen konnte. Ein krasser Kontrast zu den vorangegangenen Monaten und ich genoß alles. Vier Tage verbrachte ich im Segelclub und wartete auch darauf, daß sich das sehr windige und böige Wetter etwas bessern würde. 

Danach überquerte ich die Bucht aufs Neue und ankerte vor No Name Harbour (der heißt wirklich so) um etwas mehr Ruhe zu haben und auch um Geld zu sparen. Es ist ein wunderschöner Ort mitten im Bill Baggs State Park auf Key Biscayne.
Am ersten Abend trank ich ein warmes Bier im Cockpit und schaute aus der Ferne die Skyline von Miami an. Mitten in der Nacht wurde ich von einem furchtbaren Schmerz in meinem Arm wach. Ich konnte den Arm überhaupt nicht mehr bewegen. Es wurde tagsüber ein bißchen besser und ich hoffe, daß es sich noch weiter bessert bevor ich in ein paar Tagen nach Bermuda abfahre. Ich habe so gut wie alle Bootsprojekte und Reparaturen fertig und muß jetzt nur noch das Unterwasserschiff säubern und ausklarieren.



6 Antworten auf „Miami, CGSC und Key Biscayne“

  1. Hi, ich hoffe deinem Arm geht’s wieder besser! Was wars? Übrigens noch Interesse an meiner 3 Stunden Sendung „Die Suche“? Hatte Dir ja mal davon erzählt. Fällt mir gerade wieder ein. Kann ich dir immer noch als mp3 files per we transfer schicken. Vielleicht hast du ja mal in einer Segelpause die Muße dir das reinzuziehen. Es geht ums Reisen und Entdecken u.a. auch sich selbst. Herzlichen Gruß, Andreas

    1. Geht wieder gut, danke. War ein eingeklemmter Nerv. Zissi war auf die Idee gekommen und ich habe einfach ordentlich Painkiller eingeworfen, bis ich nichts mehr merke und die Schonhaltung damit gelöst und dann Übungen gemacht. Damit wurde der Nerv ausgeklemmt und jetzt is alles wie neu.
      Ja schick gerne die Sendung, kann ich dann auf der nächsten Etappe hören. Schön.
      Mach’s gut und bis bald
      Kai

  2. Lieber kai,
    Auch ich frage jetzt nach deinem Arm: bist Du ok????
    Hab gerade deinen Bericht gelesen und mich wieder gefreut. Sitze nämlich beim xjazz Festival und warte auf Bill Frisell🎸
    Ich hoffe, du bist gesund und munter und stichst wieder in See Richtung home!!!

    Sehr dolle Grüße von Friederike

    1. Liebe Friederike!
      Ja, Arm ist wieder fit, danke Dir. Alles ok und gut in Bermuda angekommen. Zissi war übrigens auch bei Bill Frisell.
      Ich werde demnächst wieder schreiben. Erstmal alles sortieren.
      Mach’s gut und viele Grüße
      Kai

  3. Kai’s Arm,

    klingt nach Überbeanspruchung mit dem Arm
    Denk an das versprochene Bermuda Video 😉

    Bin zwar kinderlos aber konnte ganz gut nachempfinden wie es euch erging. Ich kenne Zoe ja gar nicht und dachte, als ich das Foto mit euch sah: „wo hat er denn die kennengelernt“. 😆

    Siehst etwas abgemagert aus? Ist du denn genug Junge? Iss doch wenigstens das Fleisch 😂

    Wir sehen uns spätestens zur CD Release Party im A-Trane mit der Truppe?
    Halt die Segel steif,

    Andreas

    1. Hi Andreas!
      Danke Dir. Ja zur CD Release spätestens hoffentlich. Habe vielleicht ein bißchen abgenommen, aber das bringt das halt so mit sich:-)
      Das Bermuda Video folgt wahrscheinlich demnächst.
      Viele Grüße
      Kai

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