“Bienvenido a Cuba, Amigo”, die Fart nach Kuba und Puerto de Vita

Ich verbrachte noch ein paar Tage in Luperón, um das Wetter abzuwarten. Hubert hatte ein paar Dinge, bei denen er Hilfe brauchte und lud mich und seinen Freund Franck zum Essen im “El Bucanero” ein. Danach spielten wir noch Billard, das mir viel Spaß machte. Francks Gitarre sollte nicht aufgenommen werden, sondern nur in Augenschein genommen. Das war ein sprachliches Mißverständnis gewesen, und nachdem ich das Instrument später ein bißchen gecheckt und gestimmt hatte, schenkte er mir drei Gläser Honig frisch von seiner Farm. Ich ging zum Strand schwimmen und genoß das Leben, wollte aber eigentlich auch weiter. Ich hatte noch viele Meilen vor mir und dafür genügend Zeit (Zoe und ich waren erst am 12. April in Varadero verabredet) aber noch mehr ungünstiges Wetter konnte den Plan schnell zunichte machen. Am Sonntag Abend waren die Wellen endlich klein genug und leicht aus einer anderen Richtung, sodaß sie nicht mehr in der Einfahrt zur Lagune brachen und die Armada gab mir die Erlaubnis loszufahren. Alles klappte entspannt und wir segelten in einen schönen Sonnenuntergang, der nur der Anfang von einer ganzen Serie toller Sonnenauf- und Untergänge sein würde.

Die kubanische Gastlandflagge

Die Welle draußen war noch ziemlich ungemütlich und traf Amy genau von der Seite während der Wind von hinten kam und wir mal wieder Schmetterling segelten. Es gab auch sehr unangenehme Kreuzseen. Aber wenigstens war der Wind gut und nicht so böig und ich gewöhnte mich bald an die Bewegung. Wir nahmen Kurs auf Great Inagua Island (Bahamas) um uns so weit wie möglich von der Haitischen Küste zu entfernen ohne zu viel Umweg fahren zu müssen. Ich blieb die ganze Nacht auf. Das Funkgerät wurde von außen gestört (Haiti?) Und ich hatte ein bißchen Angst vor unbeleuchteten Booten (Flüchtlingen, Fischern, Piraten 🙂 und wollte wenigstens diese Nacht die ganze Zeit Ausschau halten.
Am Morgen des zweiten Tages hatte ich Musik angemacht und hörte während des Zähneputzens einen der Songs auf Joh Scofield’s Gospel Platte. Ich fing dann an zu tanzen. Alles fühlte sich an wie pures Glück. Das Wetter war schön, ich hatte die Windward Passage fast hinter mir gelassen und näherte mich kubanischen Gewässern. Die Wellen waren jetzt auch viel angenehmer. Wir mußten wohl Strömung mit uns gehabt haben, denn wir waren ganz schön schnell und um 1800 konnte ich die kubanische Küste sehen. Die Nacht war ereignislos und ich versuchte, mich bei der Guardia Frontera über Funk zu melden, bekam aber keine Antwort. Die Flaggen wurden hochgezogen und am Morgen kurz vor der Einfahrt in die Lagune nach Puerto de Vita versuchet ich nochmal. Nichts. Ich versuchte noch ein paar Mal. Dann versuchte ich auf Spanisch und sofort kam die Antwort. “Bienvenido amigo!” Es gäbe wohl Platz in der Marina wurde mir gesagt und ich sollte längsseits am Steg festmachen und auf die Behörden warten. 
Die Einfahrt ist gut mit Bojen markiert, aber nach der Hälfte der Strecke wechselt anscheinend die Richtung. Das konnte man schon in der Karte sehen, machte aber überhaupt keinen Sinn für mich. Plötzlich hatten wir nur noch 1,20m Wassertiefe. Amys Tiefgang ist 1,10m. Zum Glück hatte ich damit gerechnet, daß es kompliziert wird und wir fuhren zu diesem Zeitpunkt sehr langsam, konnten sofort drehen und uns ins tiefere Wasser zurück fühlen und unbeschadet die Marina erreichen.

Es wehte hier kein bißchen Wind und jetzt war es schon wieder sehr heiß. Zuerst kam der Arzt an Bord, maß Fieber und checkte meine Augen und befand mich für gesund. Jetzt konnte ich die gelbe (Quarantäne) Flagge runterholen. Dann kam der Zoll und durchsuchte das Boot. Danach Imigración und danach der Captain von der Port Authority. All das dauerte eine ganze Weile aber alle waren sehr nett und ich war müde und glücklich. Nach alldem kam dann noch der Mann mit dem Drogenhund. Da Amy relativ klein ist, mußte die Hündin ziemlich tief ins Cockpit springen. Sie schnüffelte sich durch’s Boot, fand keine Drogen und pinkelte dann ins Cockpit. Dem Drogenhundmann war das offensichtlich sehr peinlich, aber meine Stimmung war zu gut, um mich darüber zu ärgern und es war ja eigentlich auch ziemlich lustig.
Danach mußte ich noch ins Oficina de Imigración und bekam mein Visum. “Bienvenido a Cuba, amigo!”
Die Frau im Marina Büro sprach perfekt Englisch, aber ich bat sie, mit mir Spanisch zu sprechen, damit ich üben kann. So dauerte natürlich alles viel länger, aber das schien Ihr netterweise nichts auszumachen. Sie bot mir auch an, Geld auf dem Schwarzmarkt für mich zu tauschen und ich nahm das Angebot dankend an.
Am Steg lag auch ein französisches Boot mit vier jungen Leuten an Bord, die ich schon in Luperón gesehen hatte. Sie luden mich zum Abendessen ein, erzählten mir, daß die Drogenhündin auch in ihr Cockpit gepinkelt hatte und ich hatte einen sehr vergnüglichen Abend und schlief später wie ein Stein.
Am nächsten Morgen holte ich mein Riesenbündel Kubanische Pesoscheine ab und beschloß, mich nach Santa Lucia, dem nächsten Ort in der Gegend aufzumachen. Der Ort war 10km entfernt und mir wurde der Weg zur Bushaltestelle (2km) erklärt. Wenn kein Bus käme, könnte ich immer noch eins von den “carros particulares” (so eine Art Sammeltaxi wie die Aluguers in Cabo Verde) heranwinken. Ich ging zur Haltestelle. Es gab kein Bus. Aber woher sollte ich wissen, welches von den vorbeifahrenden Autos ein “Carro particular” sei? Ich überkam meine Scheu und fing an zu winken. Ich winkte jedem vorbeifahrenden Fahrzeug. Niemand hielt an. Ich machte eindeutig etwas falsch oder die Leute hatten einfach keinen Bock auf den schwitzenden Gringo. Nach einer Stunde in 35 Grad Wärme fing ich an zu laufen, immer noch voller Hoffnung und dabei weiter winkend.
Nach zwei Stunden Laufen kam ich in Santa Lucia an, etwas müde von der Sonne, aber die Landschaft war schön und die Stadt auch. Ich konnte ein paar Sachen kaufen und trieb eine Karte der staatlichen Telefongesellschaft für fünf Stunden Internet auf. Dann war da noch die Sache mit dem Rückweg. Voller Erwartung lief ich auf einen großen Busbahnhof zu, aber dort wurde mir gesagt, daß ich für die Busse nach Puerto Vita zur Haltestelle außerhalb der Stadt würde gehen müssen. Auf die Frage, wann und wie häufig die Busse fuhren bekam ich ein freundliches, aber müdes Lächeln als Antwort. Ich würde wieder warten und winken. Dismal versuchte ich’s nur kurz und fing dann an, die 10km nach Hause zu laufen.
In der Nähe der Marina sollte es ein gutes Fischrestaurant geben und ich fand, daß ich mir jetzt ein Auswärtsessen verdient hätte. Ich lief mit der Dämmerung los. Als ich an ein paar Häusern vorbeikam rief mir jemand zu und wollte wissen, woher ich käme und was ich hier mache. Ehe ich mich versah saß ich schon auf der Veranda von Anna der Großmutter und ihrem Sohn und der Enkeltochter und wir unterhielten uns und sie wollten alles über die Reise wissen. So sehr ich ihre Gesellschaft genoß, war ich doch auch sehr hungrig und verabschiedete mich um zum Restaurant zu gehen. Das Essen war lecker und sehr günstig und man hatte einen schönen Ausblick über die Lagune.

Eigentlich hatte ich am nächsten Tag weiterfahren wollen, aber es gab überhaupt keinen Wind, also blieb ich. Der Wetterbericht war nicht sehr vielversprechend. Eine neue Kaltfront war im Anmarsch mit viel Wind und Wellen und die würde ich nicht umgehen können, es sei denn ich würde noch eine Woche warten. Am Steg half ich Roberto mit seinem Touristenkatamaran. Ich schenkte ihm auch eine von meinen Fallschirmraketen, da er dringend eine für die Zertifizierung des Schiffs benötigte und hier keine bekam. Ich hatte jetzt noch drei übrig, die ich hoffentlich nie brauchen würde. Wir unterhielten uns über Piratengeschichten und darüber, daß anscheinend alle Segler gerne Piratenfilme sehen oder Piratenbücher lesen. Ich erzählte ihm, daß ich Gerde “Die Schatzinsel” nochmal zu Ende gelesen hatte. Er erzählte, daß er vorhätte, bald nach Teneriffa zu gehen um dort als Skipper zu arbeiten. Ich vermute, er wird nicht nach Kuba zurückkommen.
Den verschiedenen Behörden sagte ich, daß ich am nächsten Morgen um 0700 Uhr losfahren wollte. Sie sagten, sie wären dann mit dem Papierkram vor Ort. Dann tauchte ich nochmal, um das Unterwasserschiff zu reinigen, was sich als schwierig herausstellte, denn das Wasser war sehr schlammig und ich konnte nichts sehen. Ich ging dann noch die 350 Meilen Fahrt nach Varadero durch, kochte mir ein Abendessen und ging schlafen.


2 Antworten auf „“Bienvenido a Cuba, Amigo”, die Fart nach Kuba und Puerto de Vita“

  1. Hey Kai, Deine Fotos sind super und lassen mich wieder mal von Kuba träumen. Hoffe Du hattest eine gute Zeit dort und mit Zoe. Unser Tentettalbum ist soweit fertig gemischt, Deine tracks, die Du auf dem Boot eingespielt hast, haben wir gebührend laut gemacht 🙂 Bin gespannt auf Deine nächsten Erzählungen von Florida. Gute Reise weiterhin! Du bist der Held.
    Liebe Grüsse, Niki

    1. Lieber Niki!
      Danke für Deinen Kommentar. Habe gerade schon an Friederike geschrieben, daß ich mich natürlich sehr freue, wenn Euch der Blog Spaß macht. Das war ja die Idee.
      Ich muß, wie immer ein bißchen mit den Daten haushalten, aber ich habe in einiges von Master reingehört (auf meiner Bluetooth Box) und für mich klingt es hammermäßig. Macht richtig Spaß.
      Viele Grüße und bis bald
      Kai

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