Die Mona Passage ist eine berüchtigte Wassermasse zwischen Puerto Rico und der Dominikanischen Republik. Angeblich ist sie die anspruchsvollste Ecke in der ganzen Karibik. Der Meeresboden ist sehr bergig und wechselt ständig zischen sehr flachen und relativ tiefen Stellen. Außerdem findet man hier starke Strömungen. Alles das sorgt für einen Hexenkessel aus großen steilen Wellen aus allen Richtungen. Es wird geraten hier nicht bei mehr als 15kn Wind zu segeln. Allerdings fuhr ich ja in die “richtige” Richtung von E nach W und würde den Wind von hinten haben. Für die ersten zehn Stunden war gar kein Wind angesagt. Danach 20 Knoten, aber dann hätte ich hoffentlich schon 2/3 der Mona Strecke geschafft.
Nach drei Tagen waren an der Dominikanischen Nordküste eine Menge Gewitter vorhergesagt, daher wollte ich trotz der langen Motorstrecke los. Ich konnte mich schon gar nicht mehr erinner, wann der Motor das letzte Mal so lange lief.

Um 0400 stand ich auf un dum 0530 war der Anker an Bord, noch vor der Dämmerung. Der Sonnenaufgang war dann wunderschön und außer der Tatsache, daß der Motor laut wie immer laut war und etwas nervte und daß es dazu unglaublich heiß und windstill war, , hatten wir einen sehr entspannten ersten Teil der Fahrt. Ich schlief viel, da ich schon ahnte, daß die Nacht wesentlich weniger entspannt sein würde. War sie auch. Wind und Welle nahmen schnell zu. Wir hatten jetzt 25kn Wind, aber bald wieder nur 5, dann wieder 20 und mehr und ich war ständig mit Reffen und Ausreffen beschäftigt. Am nächsten Morgen wurde es nicht besser. Ich hatte gehofft, daß sich die Wellen hinter Cabo Cabrón etwas beruhigen würden aber nichts dergleichen. Wir fuhren nun mal wieder Schmetterling. Das hieß den Großbaum auf der einen Seite befestigen und die Genua mit meinem geliebten Spinnakerbaum auf der anderen Seite. Wenn der Wind drehte mußte alles auf die jeweils andere Seite. Darin war ich schon geübt und schaffte das jetzt in 10-15 Minuten, aber es war immer noch sehr anstrengend und bei 2 1/2m Wellen auf dem Verdeck mit einem 3m Spibaum in der Hand rumzuhüpfen ist auch nicht gerade eine einzige Freude.



Neben dem Boot gab es einen riesigen Klatscher und dann sah ich eine kleine Flosse. Zuerst dachte ich: ein Delphin. Es waren zwei. Und plötzlich sprangen beide aus gleichzeitig au dem Wasser. Gutaussehende große Biester, die ungefähr so groß waren wie Amy mit weißen Bäuchen. Es handelte sich um Minkwale, die anscheinend mir uns spielten. Sie tauchten ab, rasten knapp unter der Oberfläche auf das Boot zu, wie ein Torpedo und tauchten auf der anderen Seite wieder auf. Ich war wie gelähmt und verzaubert von dem Anblick, hatte aber auch etwas Angst. Dann sprang einer nochmal neben dem Boot und fiel mit einem sehr lauten nassen Knallen wieder in’s Wasser. Das machte mir am meisten Angst. Was wenn sie aus Versehen auf Amy drauf fallen würden?
Als ich endlich zu Kamera griff waren sie schon weiter weg und ich konnte filmen wie einer der beiden weit hinter dem Boot noch einmal sprang. Man sieht aber nicht viel davon. Nachts kamen sie nochmal, aber diesmal hatte ich keine Angst mehr, da sie auch nicht so viel sprangen.
Luperón liegt an einer großen Lagune, die von Mangroven umgeben ist. Die Einfahrt sah etwas furchteinflößend aus denn Wellen brechen überall auf Riffen und die Küste ist felsig mit Grotten, in denen es laut rumort und aus denen große Wasserfontänen sprühen. Sobald man drinnen ist, ist alles unglaublich ruhig. Von Puerto Rico aus hatte ich schon Papo kontaktiert, der hier Mooringbojen vermietet. Jetzt hatte ich aber kein Telefonnetz und sah keine freie Boje, also versuchte ich zu ankern. Es gab nicht viel Platz zum Schwojen und obwohl der Anker gut zu halten schien, entschied ich mich doch um und suchte woanders. Ich fand eine Boje und machte daran fest. Nach einer genaueren Untersuchung stellte die sich aber als als in sehr zweifelhaftem Zustand heraus. Also doch ankern vielleicht an einer anderen Stelle. Diesmal hielt der Anker nicht und ich driftete auf ein anderes Boot zu. Wieder entwickelten sich starke Kräfte durch leichte Panik und während ich Anker und Kette so schnell wie möglich an Bord hievte, um dann ins Cockpit zu rennen und vom anderen Boot wegzufahren, hievte ich auch den Schlamm der halben Bucht mit an Bord und über mich und meine Klamotten. Solange wir nicht kollidierten war das ja egal. Wir kollidierten nicht, ich sah jetzt aber aus, wie ein Zombie oder wie ein Zuhörer beim Woodstock Konzert in der Schlammschlacht nach dem Joe Cocker Auftritt.
Zwei Typen kamen in einem Boot vorbei und ich fragte (und tat so, als sähe ich immer so aus), ob einer von ihnen Papo wäre. Er war nicht Papo sonder Handy Andy, aber er zeigte mir, wo Papos Bojen waren und wir fanden eine freie und ich band Amy fest und genoß die Ruhe. Ich räumte noch auf und kochte etwas und ging dann schlafen.