Von Porto Santo ist es mir bis jetzt wohl am schwersten gefallen aufzubrechen. Als ich den Einkauf verstaut hatte und alles am Boot wieder einigermaßen seeklar war, bin ich nochmal zum Hafencafé rübergepaddelt, hab mich in die Abendsonne gesetzt und ein paar Biere getrunken. Obwohl ich ein bißchen traurig war, wollte ich auch gerne weiter zu den Kanaren. Es sah nach einer relativ einfachen Passage von knapp 300 Meilen aus mit raumem Wind von Backbord (von schräg links hinten) während der ganzen Fahrt.

Als ich aufwachte und uns von der Boje losmachte, war es noch dunkel. In der Bucht war sehr viel Wind, da er durch eine Düse in den Bergen pfiff. Draußen sollte es weniger sein. Meine Rippe, die ich mir geprellt (hoffentlich nicht gebrochen) hatte als ich vor einer Weile den Anker schnell aufholen mußte und dabei auf meine Bugklampe gefallen war, machte mir etwas zu schaffen, aber alles in allem war alles super und Amy und ich waren startklar.
Draußen stand noch eine ganz beeindruckende Welle, da es die letzten Tage relativ starkwindig gewesen war. Die Segel waren schnell oben und ich setzte den Kurs direkt auf die Nordost Spitze von Teneriffa. Wir hatten 5 Windstärken, in Böen 6 aber wir waren gut gerefft und sehr schnell. Schneller als jemals auf dieser Reise. In Porto Santo war ich getaucht und hatte das Unterwasserschiff gereinigt. Das machte sich jetzt auch bemerkbar.

Die Wellen waren ein bißchen unangenehm aber meine Stimmung war blendend. Ein paar Delphine kamen kurz mit uns mit, aber nur für kurze Zeit und nicht viele.
Gegen Abend fühlte ich mich schwach und mir wurde kalt. Die Außentemperatur war immer noch warm genug, um Shorts und T-Shirt zu tragen, aber ich zitterte. Irgendetwas war eindeutig nicht ok. Wellen kamen jetzt immer öfter über die Seite und brachen ins Cockpit, aber zum Glück ging nie eine bis nach unten in den Salon. Wayne hielt still aber eisern Kurs und ich hatte den ganzen Tag keine Schiffe gesehen. Daher entschied ich, mich unten hinzulegen. Ich schlief immer für 30 Minuten und sehr gut und tief. Mittlerweile hatte ich ziemlich hohes Fieber, konnte aber gut ausruhen und hatte so gut wie nichts mit der Handhabung des Bootes zu tun.
Einen großen Teil des nächsten Tages schlief ich auch noch (in 30 Minuten Intervallen natürlich) und fühlte mich gegen Abend schon besser. Die Wellen waren kleiner geworden, ich hatte Hunger und so gab’s jetzt endlich mal ein Abendessen. Ein paar Mal mußte ich in der Nacht raus, um Schiffe abzuwarten, die sich in der Nähe befanden und einmal ging der AIS Alarm los wegen eines Segelbootes, das ich nicht sehen konnte. Neben dem Bootsnamen war SOLOSAILOR auf dem AIS zu lesen. Ich war davon etwas verärgert. Anscheinend schläft da jemand seelenruhig auf dem Weg zum MiniTransat in La Palma und hofft, daß alle anderen aufpassen, denn da steht ja SOLOSAILOR. Ist ja klar… da kann man nicht durchgehend Wache schieben. Da ich kein AIS Signal sende, kann ich nicht gesehen werden, aber nun kann ich den anderen auch nicht sehen, denn zusätzlich zu der Tatsache, daß eindeutig niemand Ausschau hält, sind auch die Navigationslichter aus, wahrscheinlich um Energie zu sparen. Eine ziemlich gefährliche Situation. Wenigstens konnte ich auf dem AIS verfolgen wie wir in weniger als 200m aneinander vorbeifuhren. Ich habe das Boot nie gesehen. Die Sicht war wegen dem Sahara Staub, den der Wind mit sich brachte nicht sehr gut, aber die Lichter der anderen Schiffe konnte ich ja auch von viel weiter weg sehen. Ich dachte kurz darüber nach, denjenigen oder diejenige über Funk anzurufen und meine Wut rauszulassen, hatte dann aber schon keine Lust mehr.
Am nächsten Morgen ging es mir weiter besser und als es hell wurde konnte ich schon Teneriffa sehen. Meine neue Batterie war nun in so schlechtem Zustand, daß sie noch nicht mal mehr eine ganze Nacht Instrumente und Lichter betreiben konnte. Gegen 1 oder 2 Uhr morgens mußte ich immer auf meine Starterbatterie umschalten und dann tagsüber wieder zurück, wenn über die Solarpaneele genug Strom reinkam.






Am frühen Nachmittag fur ich in die Dársena Pesquera (der industrielle Fischereihafen) von Santa Cruz, wo sich auch die Marina Tenerife befindet. Mein Funkruf wurde sofort beantwortet (mittlerweile traue ich mich, auf Spanisch zu funken un dich glaube, das kommt ganz gut an 🙂 Am Steg wartete schon jemand auf mich und half mir beim Anlegen. Ich hatte nun bis zu den Kanaren geschafft, was ich immer noch kaum glauben konnte. Die Marineros und die Frauen im Hafenbüro waren sehr nett und hilfsbereit und so schwebte ich also weiter auf meiner Wolke des Glücks.
Ich mußte mich jetzt unbedingt um meine Batterie kümmern, ein paar andere Dinge am Boot reparieren und erledigen und einige Einkäufe machen. Aber dafür sind zwei Wochen Zeit bevor meine Reservierung auf La Gomera beginnt.
Der Hafen ist ein Industriehafen für die Fischer mit einem großen Doch für die Guardia Civíl. Es gib tkeine Läden, Restaurants oder Bars. Dafür muß man mit dem Bus nach Santa Cruz fahren oder zu Fuß (45 Minuten) nach San Andrés gehen. Da gibt es einen kleine Markt, ein paar Restaurants und einen sehr schönen Strand. Dafür ist der Liegeplatz ziemlich billig (verglichen mit den Preisen im englischen Kanal sogar superbillig) und die Leute sind überall sehr nett.






An einem Tag bin ich wandern gegangen. In der Mittagshitze. Hier sind es momentan tagsüber immer um 37ºC (manchmal 40) und nachts kaum unter 30ºC. Die Wanderung war sehr anstrengen aber landschaftlich ganz toll und ich war (natürlich… wer is sonst so bescheuert?) ganz allein.















Meine Batterie ist in sehr guten Händen. Ich habe immer noch Hoffnung, daß sie repariert werden kann. Und wenn jemand das kann, dann glaube ich, die hier. Eine Neue wäre sehr teuer und würde wahrscheinlich auch nicht an die Stelle passen, an der ich alle Anschlüsse gelegt habe.






Lieber Kai,
weiterhin gute Fahrt mit den besten Glückwünschen zum 80. Geburtstag von Christian, feiert schön!
Herzliche Grüße
Lieber Stefan!
Vielen Dank. Und die Glückwunsche werde ich noch nachträglich ausrichten.
Mach’s gut und viele Grüße
Kai
Hey KAi, Bist also immer noch auf Teneriffa. Sei froh, daß du zur Zeit nicht in Berlin bist und dich ganz auf dich, Amy und deine tolle Reise konzentrieren kannst. Hier ist es gerade alles andere als entspannt. All diese Kriege und jetzt dieser Wahnsinn mit der Hamas und deren Massaker an sovielen friedlichen Israelis (1500 Ermordete in ein paar Stunden), gerade diejenigen liberalen Israelis (viele Frauen und Kinder), die ja nun alles andere als Plästinenserhasser waren und nur sterben mussten weil sie Juden waren. Und nun die, von der Hamas mit Sicherheit genauso intendierten, Reaktionen der Israelische Armee in Gaza haut einen schon um. Furchtbar ! Und Berlin scheint mitlerweile ebenfalls sowas wie ein Pulverfass dieser Konflikte geworden zu sein. Alles ziemlich schrecklich. Also sei froh, daß du gerade jetzt diese tolle Reise machst. Ich begleite dich in Gedanken weiterhin. Also alles Gute, herzliche Grüße und bis bald, Andreas Ah, gehts demnächst weiter nach Gomera?
Lieber Andreas!
Ich bin sehr froh, daß ich diese Reise machten kann und freue mich immer wieder. So blöd das vielleicht klingt, aber ich bin auch sehr froh, nicht regelmäßig mit diesen Nachrichten konfrontiert zu werden. Alles sehr furchtbar und scheinbar aussichtslos.
Ich bin immer noch hier. Habe an Freitag erfahren, da meine Batterie unrettbar im Eimer ist und heute erfahren, daß Die, die ich dann bestellt hatte, nicht hierher lieferbar ist. Mal sehen. Irgendwas wird sich ergeben. Anfang der Woche möchte ich nach La Gomera. Wahrscheinlich werde ich dort eine Weile auf eine Batterie warten müssen.
Mach’s gut und viele Grüße
Kai