Sada

Der Wetterbericht hatte Flaute angesagt, aber es wehte ein kleines Lüftchen, als der Anker hochkam. Ich hatte mich entschlossen, unter Segeln abzulegen und so schlichen wir mit einem halben Knoten durch die Bucht, waren aber immer noch manövrierfähig und das war irgendwie eine sehr befriedigende Sache. Daher segelten wir einfach so weiter durch die ganze Ría bis zum Meer. Nach zwei Stunden hatten wir dann zwei Meilen zurückgelegt und ich beschloß, den Motor anzuschmeißen.

Obwohl man wegen der Orcas eigentlich innerhalb der 20m Tiefenlinie bleiben soll, entschied ich, daß das Risiko, auf den Felsen zu enden (sollte der Motor bei Flaute ausfallen) größer war, als hier weiter draußen auf einen Orca zu treffen, der sich ausgerechnet mein Ruder als Mittagessen ausgesucht hatte.
Nach einer Weile kamen die Segel wieder hoch aber leider nur für kurze Zeit. Das ging ein paar Mal so hin und her und nach 6 Sunden kamen wir in der Ría de Betanzos vor dem Ort Sada bei A Coruña an. Ich ließ den Anker auf 2.5m Tiefe um eine Stunde nach Niedrigwasser fallen und war immer noch sehr weit vom Ufer entfernt, hatte aber die ganze Bucht für mich. Es war sehr ruhig und ich schlief wie ein Baby.
A nächsten morgen tauchte ich, um nach meinem Propeller zu sehen. Komischerweise war Amy in den letzten Tagen unter Motor ein bißchen langsamer gewesen als sonst. Es war aber nichts bewachsen und alles sah ok aus. Das Problem muß also woanders liegen. Hmm.
Als nächstes kam ich endlich dazu, mein Notruder zu testen, was eigentlich ein 3m langes Paddel ist, das ich zum Wriggen (hin- und herbewegen um vorwärts zu kommen) und zum Steuern nehmen wollte, sollte mein Ruder versagen oder der Orca doch noch auf seiner à la carte Bestellung bestehen.
Danach fuhr ich in den Hafen und legte Amy an einen Steg vom Club Náutico de Sada, der sich als sehr schöner und freundlicher Ort herausstellte. Am nächsten Tag wurde ich zu einer Fiesta im Clubhaus eingeladen und es war ein sehr schöner Abend. Ich traf im Hafen auch Sabine, eine sehr langjährige und erfahrene Einhandseglerin, die mehrfach den Atlantik überquert hatte und mir für meine weitere Reise jede Menge wertvolle Tips geben konnte.
Rafa, dem Hafenmeister half ich bei ein paar Dingen und wurde am nächsten Abend schon wieder zu einigen Bieren eingeladen und konnte mich so den ganzen Abend unterhalten und spanisch sprechen üben. Das war sehr schön.
Mein Wetterfenster um von hier direkt nach Madeira zu segeln scheint sich nicht einstellen zu wollen und so plane ich jetzt einen kürzeren Schlag, denn es ist ein Sturm vorhergesagt, vor dem ich uf jeden Fall irgendwo drinnen sein möchte. Da aber direkt südlich von hier einer der im Moment berüchtigten Orca Hotspots ist, muß ich sehr weit nach Westen rausfahren, um dann später alles wieder zur Küste zurückzufahren. Das kostet mich dann für jede Strecke immer ein bis zwei Tage extra. Nicht ideal, aber scheinbar unvermeidbar, wenn man nicht unterhalb der 20m Linie fahren will, was bei meiner Bootsgeschwindigkeit nicht in Frage kommt.
Ich muß sagen, daß mich die ganze Orca Situation und das zunehmend labile und leider meist adverse Wetter mehr streßt, als mir lieb wäre. Ich werde wahrscheinlich erst entspannen können, wenn ich hoffentlich nach Madeira oder zu den Kanaren kommen. 


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